Nachdem wir unsere neue Hupe bekommen hatten, wurden wir an einem Donnerstagnachmittag in die IVECO-Werkstatt gebracht. Dort wollten sich alle erstmal unser Mobil anschauen, es wurde kurz besprochen was es zu machen gibt und dann wurde – natürlich – Tee getrunken… Da am folgenden Tag ja quasi Sonntag war, war klar, dass erst am Samstag mit der Arbeit begonnen werden würde. Wir durften aber mit unserem Mobil auf dem (bewachten) Hof stehenbleiben und hatten vor, am Freitag mit dem Taxi in die Stadt zu fahren um uns Esfahan anzuschauen.
Als wir uns am nächsten Vormittag gerade fertiggemacht hatten und das Taxi rufen wollten, stand der Besitzer der Werkstatt mit seiner Frau, seinen zwei Kindern und der englischsprechenden Schwägerin vor der Tür und lud uns ein, mit ihnen in die Stadt zu fahren und uns zum Sightseeing zu begleiten. Wir waren überrascht, weil wir mit so einer Einladung gar nicht gerechnet hatten und auch nie auf die Idee gekommen wären, fünf Erwachsene und drei Kinder in EINEM Auto herumzufahren. Der Tag entwickelte sich aber wunderbar. Es waren sehr nette Leute und Erik genoss es sichtlich, mit anderen Kindern herumzulaufen und zu spielen! Schließlich übernahmen sie auch das Eingrittsgeld zur Moschee und das Mittagessen und schenkten uns am Ende noch traditionelle Süßigkeiten. In den Kunsthandwerksgeschäften am Meydan-e Imam traute ich mich gar nicht, irgendetwas länger anzuschauen, geschweige denn etwas zu kaufen, da sie es uns sofort schenken wollten.
Und das war erst der Anfang. Als nämlich am nächsten Tag die Arbeiten am LKW losgingen, ließ es nicht lange auf sich warten, standen sie schon mit Essen vor der Tür. Zu Mittag wurden wir dann gleich von einem Mitarbeiter zum Essen nachhause eingeladen. Nach dem Essen fuhren die Männer zurück zur Werkstatt, während Erik und ich bei der Frau und den Kindern den Nachmittag verbrachten. Auch da hatte Erik sichtlich Spaß! Ich allerdings konnte mich nur dank Google Translate ein wenig mit der Frau unterhalten, bekam jede Menge Tee und „musste“ sogar Nescafé trinken. Wie soll man auch erklären, dass man keinen Kaffee mag, wenn er schon fertig vor einem steht…? Zum Abschied bekam ich schließlich noch einen Kaktus 🌵 geschenkt. Und nochmal, wie soll man erklären, dass so eine Pflanze in unserem Mobil total unpraktisch ist?
Als wir dann zurückkamen, stand in unserem Mobil eine halbvolle 5-Liter-Wasserflasche, die sich als Pflaumenschnaps entpuppte. Diese wurde (zum Glück) zur Männerrunde nach Feierabend mitgenommen, von welcher Wolfi später mit einem Schwips heimkam. ☺️
Am nächsten Tag beobachtete Wolfi wieder den ganzen Tag die Arbeiten am LKW, während Erik und ich bis auf Essenslieferungen relativ in Ruhe gelassen wurden. Erik wurde das ganze Küssen, Umarmen und in die Wange kneifen langsam auch zu viel! Am Abend sah es dann so aus, dass Wolfi wieder zu einem der Mechaniker zur „Hausparty“ eingeladen wäre. Um 19 Uhr stellte sich aber heraus, dass wir alle doch zum Abendessen kommen sollten. Erik und ich hatten gerade gegessen und waren eigentlich schon fast am Schlafengehen, fuhren dann aber doch nochmal los. Wie soll man da auch absagen? Zudem hatten sie das Angebot gemacht, unsere Schmutzwäsche zu waschen, was dann aber leider zu kurzfristig war… Der Abend wurde dann ziemlich unterhaltsam und wir konnten uns der Geschenke nicht erretten. Es war uns natürlich wieder überhaupt nicht recht, aber wir hatten schon alle Mühe abzulehnen, bei ihnen zu übernachten während sie zu einem Onkel gefahren wären. Also gingen wir schließlich mit einem Glas „Mixed Pickles“, zwei Paar Topflappen, einer Tüte Safran und zwei Porzellantellern (einer mit Bild von Schah Reza von Persien und Farah Diba) nachhause.
Was soll man da noch sagen? An Gastfreundschaft sind diese Menschen kaum zu übertreffen!
Am vierten Tag rollten wir zu Mittag schließlich vom Hof. Gleich nachdem Wolfi für einige Dichtungen, einen Sensor für die Differenzialsperre und eine neue, maßgeschneiderte Zusatzfederung (2,5 Tage Arbeit) insgesamt 300 Dollar bezahlt hatte! 😁
3 Antworten zu Ein Kaktus, Safran und Pflaumenschnaps – Gastfreundschaft à la Esfahan