Obwohl auch in Usbekistan die Straßenverhältnisse größtenteils schlecht bis sehr schlecht sind, hat es uns dieses Land von Anfang an sehr leicht gemacht, es zu mögen. Denn… wir wurden von Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen empfangen! Und dieses wunderbare Wetter durften wir beim Schlendern durch die alten Städte an der ehemaligen Seidenstraße genießen! Zudem ist noch Vorsaison, dementsprechend wenig los und die Atmosphäre sogar an den Touristen-Hotspots wunderbar entspannt. Ich mag dieses Land!!!
Nach dem Grenzübertritt besuchten wir zuerst Buchara. Unsere erste Tat war es, auf den Basar zu fahren 🏍, mit der Mission eine Wechselstube zu finden, die uns mit Som ausstatten kann. Das war zwar nicht möglich, aber wir fanden etwas Besseres. Oder besser gesagt, jemanden besseren 😉. Jas hat ein Elektrogeschäft im Basar und vier Jahre in London gelebt. Er sprach uns an und wurde zu unserem Helfer für alle Fragen. Zuerst wechselte er uns Geld. Da er seine Ware sowieso in Dollar bezieht, war das keine große Sache für ihn. Für uns aber Gold wert. Danach begleitete er uns durch die Wirren des Basars und mit seiner Hilfe fanden wir so auch alles was wir brauchten, inklusive SIM Karte fürs Handy. Die genialste Köstlichkeit sind getrocknete Aprikosen, mit Rosinen gefüllt und einer halben Walnuss garniert. Quasi Studentenfutter auf usbekisch; sehr lecker und sättigend! Dank Jas kamen wir auch gleich in den Genuss unseres ersten Plov. Eine der Nationalspeisen, die wir zu Mittag aßen. Am Nachmittag half er uns noch eine DHL Stelle zu finden, über die wir unsere Pässe für die weiteren Visa nach Wien schicken konnten. Und auch hier war der junge Mann Gold wert. Denn eine Geschäftsstelle von DHL gibt es in Buchara nicht mehr. Der Mann der das erledigt, wurde angerufen und der Brief quasi am Straßenrand auf dem Kofferraum aufgegeben. Aber tiptop – mit Trackingnummer und allem was dazu gehört.
Schließlich machten wir in Buchara auch noch etwas Sightseeing: Registan, Ark, Kalon Moschee und Labi Hauz gehören einfach dazu. Und wenn man mit dem Motorrad durch die Gassen fahren und an jeder Ecke parken kann, ist das schon toll!
Nach zwei Tagen machten wir uns weiter auf den Weg nach Nordwesten. Neben vielen Kilometern auf der großen Überlandstraße, machten wir eine Rundfahrt durch die Steppe zu einigen alten Festungen, die als Wohnstadt dienten und heute noch mehr oder eher weniger Reste bewundern lassen.
Unserem nächsten Übernachtungsplatz am Wasser, haben wir eine riesige Beule im Tank und ein verbogenes Schutzblech zu verdanken. Ein Baumstumpf am Weg wurde uns leider zum Verhängnis. Das Schutzblech musste neu geschweißt werden, was uns eine Mission mit nach Chiwa gab. Glücklicherweise fanden wir auch jemanden, der das machen konnte und wir mussten den Besuch der Altstadt von Chiwa nur um einen Tag verschieben. Aber auch in dieser Stadt machte sich eine entspannte Stimmung breit. Obwohl es üblich ist, dass Brautpaare durch die Gassen spazieren und bei lauter Musik haltmachen und auch die Restaurants immer laut beschallt sind, genossen wir Schaschlick und Somsa (Teigtaschen mit Fleisch und Zwiebeln) in der Sonne. Außerdem bestiegen wir das große Minarett. Wolfi trug Erik sogar über die steilen, engen Stufen rauf und runter. Am nächsten Tag hatten wir beide Muskelkater…
Unser nächstes Ziel war der Aralsee. Besser gesagt, die Wüste „Aralkum“, die der schrumpfende See zurückgelassen hat. Leider ist das ein großes Problem in dieser Region, dass der See unter anderem aufgrund von exzessiver Bewässerung für die Landwirtschaft heute nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Uns machte es aber möglich, auf dem Seegrund zu einer ehemaligen Insel zu fahren, wo eine verlassene Stadt zu besichtigen ist. Hier testeten die Sowjets biochemische Waffen. Die Amerikaner haben das Gebiet gesäubert und heute ist noch erstaunlich viel zu sehen, aber halt überall Schrott und Ruinen… Uns hat es gefallen, wie auch die Stadt Moynar, die einst einen Hafen und sechs Konservenfabriken am fischreichen Aralsee hatte und heute einen Schiffswrack-Friedhof zu besichtigen hat. Auch Erik hatte großen Spaß beim Klettern auf den Wracks und ausprobieren, was sich so alles quietschend bewegen lässt!
Da der Aralsee aus usbekischer Sicht eine Sackgasse ist, mussten wir nun auch den ganzen holprigen Weg wieder zurückfahren. Sogar zurück bis Buchara, wo wir dann abzweigen wollen nach Taschkent und ins Ferganatal.
Davon berichten wir dann demnächst!
1 Antwort zu Seidenstraße, Aralsee und Holperpiste – Frühling in Usbekistan 🇺🇿