Auf-und-Ab in Kirgistan

Sowohl bezüglich der Höhenmeter, als auch der Lebensweise der Menschen, ist Kirgistan ein einziges Auf-und-Ab. Wir überqueren ständig irgendwelche Pässe, deren Straßen von holpriger Schlaglochpiste bis gut geteert reichten und wo uns neben unzähligen Tierherden (Schafe, Ziegen, Rinder oder Pferde) auch ziemlich oft Last- oder Lieferwagen begegnen, die einst in Deutschland Dienst taten und nun in Kirgistan ihren Lebensabend verbringen. Immer aber in Original-Beschriftung (Möbel Fischer – Bitburg usw. 😉

Die Menschen leben teilweise sehr modern in Städten wie Osh, aber auch als Bauern in kleinen Lehmhütten-Dörfern. Also ähnlich wie in allen ´Stans bisher.

Die Landschaft ist auch hier an vielen Stellen atemberaubend schön, nur leider bislang recht oft in Wolken, da der Frühling in Kirgistan zuweilen eher regnerisch ist. Uns gefällt es trotzdem!

Nach den Strapazen des Pamir waren wir einfach nur froh, in Sary Tasch wieder auf normale Straßen und eine freundliche Umgebung zu treffen. Gleich an der ersten Tankstelle im Ort gab es Wlan, eine Wechselstube, Diesel und Kinder, die mit Erik spielten. Wir nahmen sofort Kontakt mit Frank (den wir in Tashkent kennengelernt hatten) auf, der uns an diesem Tag von Osh kommend quasi entgegenfuhr. In Gulcha konnten wir uns dann wieder treffen. Große Freude! Wir gingen gemeinsam essen, Wolfi ließ sich beim Frisör die Haare schneiden und am Ende gabs in unserem Mobil, das vor dem Erinnerungspark mit Kanone und Panzer geparkt war, noch einen Wodka. 🤪

Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns bis zu einem Wiedersehen in Österreich und fuhren nach Osh. Leider empfing uns die Stadt mit Regen und die Polizei nahm uns an der Stadteinfahrt gleich mal 20 Dollar Schmiergeld ab, weil wir in ein LKW-Fahrverbot abgebogen waren… Nach Bezahlung durften wir aber weiterfahren 😉 und suchten uns ein Hostel, wo wir uns auf den Parkplatz stellten und Wäsche wuschen. Später gingen wir dann noch essen. Als wir am nächsten Morgen gerade darüber nachdachten, vielleicht doch noch ein anderes Hostel aufzusuchen, erreichte uns eine Nachricht von Frank. Er hatte es nicht auf den Pamir geschafft und war nun unterwegs zurück nach Osh. Wir verabredeten uns in dem anderen Hostel und fuhren gleich dorthin. Schließlich warteten wir dann doch noch ein paar Stunden auf Frank, aber wir hatten gutes Internet, sehr freundliche Gastgeber und mit der gleichaltrigen Tochter vom Gastgeber hatte Erik auch noch eine Spielkameradin gefunden. Dank ihr kam Erik in den Genuss von elektronischem Spielzeug und durfte sich auch ein paar Handy-Videos mit Kinderliedern ansehen. Wir wurden ob dem Lärm fast verrückt 🤯, ließen die Kinder aber ein Weilchen gewähren.

Als Frank dann ankam, gingen wir in ein italienisches Restaurant essen. Das war vor allem sehr angenehm und unterhaltsam, wegen Franks Gesellschaft und weil sie eine Spielecke hatten, in der sich Erik die ganze Zeit über selber beschäftigte! Ein Traum! Und dann auch noch das Essen… Wir waren ja schon aufgebrochen um vorwiegend landestypisches Essen zu uns zu nehmen, aber nach einem halben Jahr Abstinenz wird ein Rucola-Salat mit Parmesan und Balsamico, sowie ein warmer Schokokuchen schon zu einer kleinen Offenbarung! Ich hab´s genossen 😇!

Und am Abend wurde dann auch noch im Hostel groß aufgekocht. Extra für uns gab es Plov! Sogar mit dem speziellen roten Reis, von dem wir uns am übernächsten Tag am Basar von Uzgen 2kg kauften.

Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns wirklich von Frank und bestiegen unsererseits noch den heiligen Berg von Osh, den Sulajman Too. Nachdem die sportliche Bewegung auf unserer Reise insgesamt ein wenig kurz kommt, hielt dieser Ausflug dann einen kleinen Muskelkater bereit… Anschließend fuhren wir aber trotzdem noch zum großen Supermarkt und kauften ordentlich ein. Schließlich gab es zumindest wieder einmal Gouda-Käse, Salami und Extrawurst. 🙂

Auch der nun folgende Streckenabschnitt, hielt leider ein paar Sackgassen parat. Weil zum Teil der Schnee noch die Straßen versperrte und andererseits der viele Regen die Straßen und Wege so aufweichte, dass jede Outdoor Aktivität zur Schlammschlacht wurde.

Zuerst fuhren wir ins Tal der Walnusswälder rund um den Ort Arslanbob. Wir wollten zu einem Wasserfall fahren, mussten aber umkehren, weil der Weg zu eng und zu wasserhaltig wurde. An eine Wanderung zum Wasserfall war bei dem Wetter auch nicht zu denken. Immerhin konnten wir dort aber frisches Quellwasser in unsere Tanks füllen und fuhren dann ins Nebental. Zuerst wollten wir versuchen, durch die Wälder zu fahren, was wir aber schon nach kurzer Strecke aufgaben. Schon eine halsbrecherische Brücke ließ mir den Atem stocken, nachdem die Piste aber sehr bald noch schlimmer wurde, beschlossen wir, rundherum zu fahren. Also nochmal über besagte Brücke und danach im Regen und teilweise Matsch weiterrumpeln. Im anderen Tal fanden wir einen wunderbaren Übernachtungsplatz. Unter Bäumen, direkt am Wasser und die Greifvögel kreisten am Himmel. Einzig, es regnete und hörte so schnell nicht auf. Somit war am nächsten Tag auch hier nicht an eine Wanderung in die Wälder zu denken und wir fuhren zurück. 😕

Weiter ging es, immer wieder an wunderbaren Bergformationen vorbei, Richtung Toktogul Stausee. In einer Gaststätte bekamen wir neben gutem Mittagessen auch noch zwei Gläschen ihrer hausgemachten, sehr leckeren Himbeermarmelade mit und bei der Fahrt durch die folgende Schlucht, kauften wir am Straßenrand besten Berghonig!

Nächstes Ziel war der Gebirgssee Song Köl auf etwa 3000m Höhe. Um es kurz zu machen: Wir versuchten es auf zwei Wegen, mussten aber beide Male bei einem Schneefeld aufgeben und umkehren, ohne auch nur in die Nähe des Sees gekommen zu sein. Sehr schade, aber für solche Ausflüge ist es einfach noch etwas zu früh im Jahr… Immerhin hatten wir auf unserer Rundfahrt einmal mehr wunderschöne Auswüchse der kirgisischen Landschaft gesehen!

Nun fuhren wir direkt dem „kirgisischen Meer“ – dem Issyk Kul entgegen. In der Hoffnung bei besserem Wetter diese Gegend erfahren zu können, steuerten wir einen Punkt direkt am See an. Leider hatte aber auch hier der Regen der letzten Tage den Boden so aufgeweicht, dass wir uns gleich mal im Schlamm eingruben. Es war ein Drama. Halb sechs am Abend, es wurde bald dunkel, Regen setzte ein und die Befreiungsaktion wurde zum Wettlauf mit der Zeit und immer unwahrscheinlicher von Erfolg gekrönt zu sein. 😰 Nach eineinhalb Stunden waten im Schlamm, Schaufeln, Sandbleche legen und probieren, fuhr uns Wolfi aus dem Dreck! Wir hatten großes Glück und blieben am Ende einfach in der Ebene stehen, um am nächsten Tag weiterzusehen.

Nach einer regnerischen Nacht, klarte es am Morgen auf. Genug, um ein paar Meter weiter auf einen schotterigen Platz zu fahren und alle Utensilien der Befreiungsaktion im See zu waschen. Nach Mittag wollten wir den Versuch wagen, wieder zur Straße zu fahren, da die Situation nicht besser zu werden schien und es wohl Wochen braucht, bis der Boden aufgetrocknet ist.

Nun, es war eine Zitterpartie und aus unseren Reifen war das Maximum an Luft ausgelassen, aber wir erreichten die Straße, ohne noch einmal steckenzubleiben oder aussteigen zu müssen! 😃😃😃

Jetzt hoffen wir auf entspanntere Tage bei gutem Wetter am Issy Kul, der bei den ersten Sonnenstrahlen schon gezeigt hat, dass seine Landschaft einfach nur atemberaubend ist, wenn man sie denn sieht…

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