Pamir – Am Dach der Welt

Wir haben jetzt ungefähr die Hälfte unserer Reise hinter uns und mit dem Pamir sicher einen der Höhepunkte im doppelten Sinn…

Wie ich mir den Pamir vorgestellt hatte, weiß ich schon gar nicht mehr genau, aber es war ganz anders.

Zeit, für ein kleines Fazit:

Über viele Kilometer bewegten wir uns zum Teil deutlich über 3500m, den höchsten Punkt erreichten wir auf 4655m.

Heizung und Kochen haben überall funktioniert, wenn auch zum Teil mit verminderter Leistung und über 4000m haben wir dann nichts mehr herausgefordert.

Uns allen hat die Höhe keinerlei gesundheitliche Probleme bereitet.

Es war bei weitem nicht so kalt wie wir erwartet hatten und das Wetter mit „Aprilwetter“ wohl am treffendsten zu beschreiben.

Die Straßen sind ein Wahnsinn, das Panorama manchmal auch.

Dennoch hatten wir an keinem Punkt der Strecke ernsthafte Schwierigkeiten.

Die Fahrt direkt an der afghanischen Grenze entlang, der Blick auf den entfernten Hindukusch und die chinesischen Siebentausender, die gar nicht so aussehen, bleiben in Erinnerung.

Die letzten paar Kilometer, die leider die schlimmsten waren, dann auch! 😱

Ein paar Ereignisse der Reihe nach 🙂

👉🏻 Kaum hatten wir Khorugh verlassen, machten wir auch schon unseren ersten Halt bei den heißen Quellen von Gharm Ghashma. Getrennt baden war angesagt. Ich in einem überdachten Pool für mich alleine, die Männer outdoor in Gesellschaft von zwei anderen Jungs, die wunderbar mit Erik spielten. Dem gefiel der Badeausflug natürlich sehr!

👉🏻 In Ishkashim stoppten wir eigentlich nur um frisches Brot zu kaufen. Dann stand aber ein Schaschlik-Griller direkt nebenan und wir nahmen als kleinen Vormittagssnack noch ein bisschen leckeres Fleisch mit. 😎

👉🏻 Am nächsten Tag ging es wieder zu heißen Quellen. Diesmal die von Bibi Fatima. Wir mussten über eine schmale Serpentinenstraße in das Bergdorf fahren, um dann leider ein nicht ganz so entspanntes Erlebnis zu haben wie tags zuvor. Es gab nämlich kein feines Badebecken, sondern nur eine mehr oder weniger gute Dusche vom Tufffelsen herab. Ganz in der Nähe aber blieben wir dann für die Nacht stehen. Quasi in Nachbarschaft von einem Guesthouse, die uns dann auch Abendessen anboten. Natürlich gegen Bezahlung, nahmen wir aber gerne an. Und es gab natürlich jede Menge Kinder die sich den ganzen Nachmittag rund um unser Mobil versammelten und mit Erik bzw. seinem Spielzeug spielten. Ganz angenehm, aber wir merkten deutlich, dass wir doch für etwas mehr Privatsphäre gemacht sind.

👉🏻 Am nächsten Tag liefen wir dann, begleitet von einem elfjährigen ortskundigen Jungen, auf einen Hügel um eine buddhistische Stupa anzuschauen. Und am Fuße dessen zeigte er uns auch noch eine, natürlich sehr gesundheitsfördernde 😉, Mineralwasserquelle. Mich erstaunte vor allem, dass das Wasser doch tatsächlich kohlensäurehaltig war.

👉🏻 Nun waren es nur noch wenige Kilometer, bis die beschaulich schöne Strecke durch das Wakhan Tal in eine schmale Piste münden sollte, die sich auf die Pamir-Ebene und konstant über 3500m Höhe schraubte. Vorher hätten wir gerne noch am Fluss eine Nachtrast eingelegt und auch schon einen tollen Platz gefunden. Leider kam dann aber eine der allgegenwärtigen „militärischen Reisegruppen“ (So nannten wir scherzhaft 😉 die Soldaten die immer bewaffnet, zu dritt, zu Fuß patrouillieren) vorbei und schickte uns wegen der Grenznähe weg. 

👉🏻 Also fuhren wir gleich in die Höhe. Die Straße wurde enger, viele Serpentinen und ein paar knifflige Stellen. Plötzlich lag ein riesiger Felsbrocken am Rand der Piste und ließ uns nicht vorbeikommen. Ein paar hundert Meter zuvor waren wir an einer Steinhütte vorbeigefahren, in der zwei ältere Männer stationiert waren. Für was auch immer… Die beiden kamen jedenfalls gleich mit einer Schaufel um die Ecke und gruben für uns den Hang ab um die Straße zu verbreitern 😉 

👉🏻 Unseren Nachtplatz nahmen wir dann etwas weiter auf einem Plateau ein. Es war noch früher Nachmittag und wir hatten Zeit für essen, duschen, spielen und faulenzen. Gegen Abend dann kam ein Auto vorbei. Es waren drei Männer; ein Soldat, zwei in Zivil. Der Soldat kontrollierte unsere Pässe, ein anderer redete ein paar Brocken Englisch mit uns und schließlich schenkten sie uns drei Fische. Noch lebendig. 😳 Auf dem Trockenen nach Luft schnappend, trug sie Wolfi ins Mobil. Wir, totale Banausen, wussten im ersten Moment nicht so genau, was wir damit anfangen sollten. Wolfi aber fasste sich ein Herz und übernahm die Drecksarbeit: Fische töten und ausnehmen. (Sorry, liebe Vegetarier…) Danach folgte die Zubereitung mit Olivenöl, Zitrone, Knoblauch und Thymian und ab ins Backrohr. Es wurde ein ziemlich leckeres Abendessen, auch wenn es eine Sisyphusarbeit war, neben all der Gräten das Fleisch freizulegen. Erik aber war ganz wild auf Fisch 🙃

👉🏻 Am nächsten Morgen lagen 5cm Schnee. Da die Sicht sehr schlecht und das Wetter immer noch schnee-regnerisch war, beschlossen wir abzuwarten. Derweil konnten wir mit Erik zum ersten Mal so richtig im Schnee spielen, was auch Spaß machte!

Gegen Mittag klarte es auf, wurde sonnig und wir fuhren weiter.

👉🏻 Es folgte wieder ein Tag mit guten Bedingungen, dann ein trüberer und wir überquerten problemlos den Khargush-Pass auf 4355m. Nun hatten wir die Pamir Ebene erreicht. Eine schöne Mondlandschaft flankiert von mal bunten, mal schneebedeckten Bergen bei ganz guten Bedingungen. Allerdings mündete die Piste dann wieder in den richtigen Pamir Highway und wir holperten wieder dahin. 

👉🏻 Bis nach Murghab. In dieser sehr „kargen“ Stadt blieben wir dann zwei Tage zwischen Mobilfunkmasten und Flugplatz stehen, machten nur einen kleinen Abstecher zu einem Meteoritenkrater.

👉🏻 Und schließlich folgte unsere letzte Etappe. Wir dachten, wir fahren als Highlight noch über den Ak-Baytal-Pass auf 4655m und nähern uns dann gemütlich der Grenze zu Kirgistan. Ersteres war genau so, zweiteres ganz anders…

Soll heißen, bei bestem Sonnenschein und auf wunderbar schneefreier, ausreichend breiter Straße fuhren wir über den Pass und machten natürlich ausgiebig Fotos, ehe wir weiterfuhren. Am noch völlig vereisten Karakul-See machten wir Mittagspause in einer kleinen „Gaststätte“, wo Erik auch noch ein paar Kinder fand, die mit ihm spielten. 🙂

Und da es dann noch früh am Nachmittag war und zur Grenze nicht mehr weit, beschlossen wir uns dorthin zu begeben. Auf dem letzten Anstieg aber wurde es zunehmend verschneiter auf der Fahrbahn. Das stellte noch keine Schwierigkeiten dar, mit Luis, einem Radfahrer aus England, hatten wir aber Mitleid und nahmen ihn mit. Fahrrad auf dem Träger verstaut, Erik auf dem Schoß, fuhren wir die letzten Kilometer. Die Grenzstation war dann eine Ansammlung von ein paar mehr oder weniger guten Baracken, aber das Personal freundlich, gut englischsprechend und flott. Guten Mutes fuhren wir weiter dem Grenzpass Kyzyl-Art entgegen. Wir wussten, dass die 25 km Piste zwischen den beiden Grenzposten wohl die schlechteste Straße überhaupt sein sollte, aber als sie sich dann als teilweise verschneit, vereist, von Furchen mit Sturzbächen von Schmelzwasser durchdrungen oder weggebrochen entpuppte, fing es an ungemütlich zu werden. Ehrlich gesagt, schwitzte ich schon ein wenig auf den folgenden Kilometern und ich bin ziemlich froh, dass Wolfi auch solche Situationen immer ruhig und souverän meistert!

Nach etwa einem Drittel ließen wir Luis an einer kleinen Straßenmeisterei aussteigen und fuhren alleine nochmal etwa ein Drittel weiter. Dort war es etwas besser, aber immer noch sehr abenteuerlich. Sobald sich ein flacher Platz fand, blieben wir stehen und richteten uns für die Nacht ein. Kurze Zeit später, bog Luis dann wieder um die Ecke. In seinen Stoffturnschuhen war er völlig durchnässt, und auch sichtlich gezeichnet von den letzten Kilometern. Er baute sein Zelt neben uns auf und wir luden ihn dann zum Aufwärmen und Abendessen zu uns ein. Somit ergab sich ein feiner Abend, den wir alle aber völlig müde gegen 20 Uhr beendeten.

👉🏻 Am nächsten Morgen brachten wir die letzten Kilometer in derselben Tonart auch noch gut hinter uns und erreichten extrem erleichtert den Grenzposten von Kirgistan. Auch hier trafen wir auf lauter freundliche Männer, die alles flott abwickelten und uns einen guten ersten Eindruck von ihrem Land vermittelten!

 

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