Aserbaidschan überrascht

Für Aserbaidschan hatten wir ja leider keinen besonders ausführlichen Reiseführer als e-book gefunden und daher viel Potential für Entdeckungen auszuschöpfen.

Die erste erfreuliche Entdeckung waren dann die freundlichen Menschen. In Georgien wurden wir diesbezüglich zuletzt ein wenig ernüchtert. Angefangen von den Mitarbeitern der Autowerkstatt, die gelinde gesagt nicht gerade an einem Auftrag interessiert schienen, bis hin zu der jungen Frau in der Touristeninformation in Sighnaghi, die alles noch einmal toppte. Dort hatten wir uns erhofft, irgendwelche Informationen zu einem Spaziergang entlang der alten Stadtmauer zu bekommen, bekamen aber nur einen vernichtenden Blick, einen Stadtplan in georgischer Schrift und am Ende Ignoranz geschenkt… Außerdem hatten wir bei fast jedem Grenzübertritt von oder nach Georgien Probleme und Strafzahlungen zu begleichen, weil es offensichtlich niemand geschafft hatte, uns die richtige Versicherung für unser Mobil zu verkaufen. Das kann einem kurzzeitig schonmal die Laune verderben, obwohl wir Georgien eigentlich liebgewonnen hatten. 

Die Einreise nach Aserbaidschan gestaltete sich dann flott und angenehm. Gleich nach der Grenze empfingen uns auch super Straßen und durch grüne Täler, vorbei an unzähligen Picknickplätzen mit Grill-Cafés und Spielplätzen fuhren wir Richtung Baku.

Unseren ersten Halt machten wir aber in Sheki. Dort gab es einen Khanspalast zu besichtigen und die bekannte Süßigkeit Halva zu kaufen. Den Khanspalast schauten wir uns von außen an, freuten uns aber fast mehr an den getöpferten Kunstwerkchen, die nebenan im Garten zu entdecken waren. Danach fanden wir den Weg in eine Konditorei. Wir probierten das berühmte Sheki Halva, waren aber vom örtlichen Baklava noch mehr begeistert und kauften davon gleich 1 kg. Erik schmeckte das hausgemachte Haselnusskaramell am besten und so kauften wir auch davon ein bisschen was.

Am nächsten Tag steuerten wir dann die Hauptstadt an. Als wir aber in den Außenbezirken an einer großen LKW-Werkstatt vorbeifuhren, die auch SKF-Lager (wir brauchten noch zwei Kugellager von SKF) verkauften, hielten wir an und fragten beim Portier um Einlass. Was dann kam, ließ wieder an die Gastfreundschaft der Iraner erinnern und übertraf alle unsere Erwartungen! Zwei englischsprechende Männer kamen an das Tor und luden uns ein, zum Tee mitzukommen. Wir durften uns im Konferenzraum hinsetzen, bekamen Tee und Marmeladekipferl serviert. Und während der eine der beiden Herren am Ende durch die halbe Stadt fuhr um die Teile für uns zu organisieren, bekam Erik zuerst vom anderen Mann einen Modellbagger geschenkt und dann wurden wir zum Mittagessen in die Kantine eingeladen. Mehrfach fragten sie uns, womit sie uns noch behilflich sein könnten und wollten uns fast nicht mehr gehen lassen. Wir waren wieder einmal völlig platt und konnten uns gar nicht genug bedanken!

So wurde es dann später Nachmittag, ehe wir unseren Nachtplatz auf einem Parkplatz direkt an der Promenade beim Riesenrad erreichten. Das machte aber nichts, wir schnappten uns Eriks Fahrrad und machten einen ersten Spaziergang entlang der einladenden Promenade. Als es dunkel wurde, waren wir wieder zurück und hatten von unserem Platz aus perfekte Sicht zu den Lichter- und Farbenspielen des Riesenrades und der Flaming Towers! Auch sehr schön! 🤩

Am nächsten Morgen starteten wir unseren zweiten Sightseeing-Spaziergang. Zwei Stunden liefen wir durch die vormittägliche Hitze. Durch die wirklich schönen Gassen der Altstadt, vorbei am Jungfrauenturm, dem alten Khanspalast und entlang der Stadtmauer bis hin zum Brunnenplatz. Erik wurde im Kinderwagen geschoben und hatte Freude an den vielen Brunnen. Zurück beim Mobil steuerten wir unser nächstes Ziel mit dem Lastwagen an. Das Heydar Aliev Zentrum (In Aserbaidschan ist alles nach dem frühren Staatsoberhaupt benannt) ist eine sehr beliebte Touristenattraktion. In dem großen, in Terrassen angelegten Park verteilten die sich aber gut und Erik konnte mit dem Rad übers Gelände düsen. Und weil die Aserbaidschaner ihr Öl-Geld auch wieder ausgeben, war der ganze Park mit Outdoor-Rolltreppen versehen, die den Rückweg nach oben in der Mittagssonne um einiges erleichterten! 😉

Danach war uns sehr stark an Abkühlung gelegen. Wir fuhren raus aus der Stadt und verbrachten den restlichen Tag und die Nacht am Strand vom Kaspischen Meer. 😎🌊

Am nächsten Tag fuhren wir zuerst ein Stück der Küste entlang, dann nach Norden bis nach Quba. Dort hofften wir, vielleicht auf das jährliche Apfelfest besuchen zu können, waren aber leider eine Woche zu früh dran. Also besichtigten wir den Genozid-Museumskomplex, der vor einigen Jahren an der Stelle errichtet wurde, wo bei den Bauarbeiten für ein geplantes Stadion ein Massengrab von 1918 gefunden wurde. Wir bekamen eine gratis Führung durch Museum und Gelände, mussten aber unseren Pass zur Registrierung herzeigen… 😳

Auf dem Weg nach Quba hatten wir noch zwei kleine Stopps eingelegt. Am Morgen fuhren wir zuerst zum ewigen Gasfeuer (brennender Berg) „Yanardag“. Das war eine herbe Enttäuschung! Für insgesamt 9€ Eintrittsgeld bekamen wir ein kleines Feuer am Fuße eines Hügels zu sehen. Eigentlich eine Frechheit, vor allem, weil Einheimische nur ein Drittel bezahlen… Immerhin war die Anlage schön hergerichtet und für Erik gab es einen Spielplatz!

Den zweiten Abstecher machten wir zu den „Candy Cane-Mountains“. Die waren gratis, man musste nur vorbeifahren und bekam wirklich schöne, rot-weiß-gemusterte Berge zu sehen.

Jetzt ging es wieder zurück Richtung Süden. Eigentlich wollten wir versuchen, noch einmal einen schönen Platz für einen Tag am Meer zu finden, manövrierten uns aber leider ziemlich tief in den Sand… Auf der Suche nach einem Platz am Strand, blieben wir an der falschen Stelle ein wenig zu lange stehen und steckten schon fest… Wolfi musste eineinhalb Stunden schaufeln, konnte uns dann aber zum Glück mit Hilfe von Luftauslassen und der Sandbleche beim ersten Versuch wieder befreien. Die Lust auf einen Tag am Strand war uns aber vergangen. 😕Außerdem gab es hier außerhalb von abgezäunten Resorts kaum Plätze um ans Meer zu gelangen. Und es war auch überall ziemlich vermüllt…

Wir fuhren also weiter nach Süden um an diesem Abend unser Nachtlager mitten im Krater eines (trockenen) Schlammvulkans aufzuschlagen. Die Fahrt dorthin war schon ein ziemlich steiles Abenteuer, aber die Aussicht dort oben war unglaublich!! Gar nicht zu reden von dem tollen Spielplatz den Erik hier vorfand! Definitiv wieder einmal einer der Momente, für die wir vor einem Jahr aufgebrochen sind! 🤩

Am nächsten Morgen wollten wir uns aber auch noch ein paar aktive Schlammvulkane anschauen und das Blubbern hören. Wir fuhren quasi den direkten Weg über Berg und Hügel und bescherten uns damit den ein oder anderen Moment, in dem der Adrenalinspiegel hochging… Angekommen bei den kleinen Schlammvulkanen, kam dann gleich Freude auf! Erik fand ein Paradis zum Kraxeln und war genauso begeistert von dem blubbernden Schlamm wie ich! 😃

Auf diesen kleinen Abstecher folgten mehrere Stunden Fahrt. Wir bewegten uns auf der Autobahn in Richtung georgische Grenze, welche wir nach einem Tag Pause an einem Stausee dann auch überquerten. 

Dies soll jetzt unser dritter und letzter Aufenthalt in Georgien sein. Wir sind jetzt in der Werkstatt in Tiflis um unser Getriebe reparieren zu lassen. Es sieht gut damit aus, wir werden heute fertig. Danach werden wir uns in Richtung Türkei aufmachen und den Nachhauseweg antreten…
Ursprünglich wollten wir zwar mit der Fähre von Georgien in die Ukraine fahren, leider waren keine Kabinen auf der Fähre mehr frei. „Macht aber nix“, wie Erik sagen würde…

Wir können übrigens wieder live auf unserer Karte verfolgt werden, unser SPOT konnte durch in iPhone mit Tracking Software ersetzt werden 🙂

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