Vorweg: Unser GPS Spot ging kaputt und die bisherige Route durch die Mongolei wurde leider für den blog nicht aufgezeichnet. Wir haben aber ein Backup und laden das mit diesem Beitrag hoch. Außerdem hatten wir mit einigen Problemen am Material zu kämpfen. WIR sind aber weiterhin bester Gesundheit und Laune und somit in der Lage von den vergangenen drei Wochen zu berichten. 😎
Nachdem wir in den letzten Monaten einige sehr angenehme und flotte Grenzübertritte hatten, kostete uns die Einreise in die Mongolei wieder einmal einen ganzen Tag. Vormittags um 9:45 Uhr erreichten wir den russischen Grenzposten, nachmittags um 17 Uhr verließen wir den mongolischen. Da es zwischendurch immer wieder etwas Auslauf für Erik gegeben hatte, war es trotzdem relativ entspannt, und da es derzeit nicht vor 22 Uhr dunkel wird, hatten wir auch keinen besonderen Stress einen Nachtplatz zu finden.
Am nächsten Tag fuhren wir in die Stadt Olgii und hatten gleich mehrere Missionen: Bargeld beschaffen, SIM-Karte besorgen, Visum verlängern und Lebensmittel einkaufen.
Bargeld gabs mit der EC-Karte vom Bankomat (was durchaus nicht selbstverständlich ist), eine SIM-Karte im MobiCom Shop und einen Supermarkt fanden wir auch recht schnell. Die Verlängerung des Visums dauerte ein bisschen, ging aber glücklicherweise problemlos und außerdem wussten wir uns die Zeit gut zu vertreiben. Nachdem wir auf der Bank bezahlt und alle Formulare ausgefüllt hatten, sollten wir vier Stunden später wiederkommen. Also durfte sich Erik auf einer Hüpf-Rutsch-Burg vergnügen und hatte natürlich riesigen Spaß. Es war das erste Mal, dass er soetwas ausprobierte, wird aber sicher nicht das letzte Mal bleiben! 😉 Danach gingen wir noch sehr lecker Kebap essen im türkischen Restaurant „Pamukkale“ (Das weckt Erinnerungen… 🙂 und als wir dann unsere Visa hatten, verließen wir die Stadt, um an den Tolbo See zu fahren, wo wir übernachten wollten.
Leider hatte es angefangen zu regnen und wir hatten an diesem Abend nichts mehr vom See. Am nächsten Morgen aber wurden wir von der Sonne geweckt und konnten den Vormittag fein draußen verbringen. Erik spielte im Sand und Wolfi füllte unsere Wassertanks im See. Gegen Mittag wollten wir eigentlich weiterfahren. Allerdings hatte sich am vorigen Abend noch ein weiteres Reisemobil in unsere Nähe gestellt. Als wir anhielten, um noch kurz „Hallo“ zu sagen, luden uns Kerstin und Thorben zum Tee ein. Natürlich setzten wir uns hin und da wir uns so gut unterhielten, beschlossen wir zwei Stunden später, doch noch den ganzen Tag und eine weitere Nacht zu bleiben. Und das war eine gute Entscheidung, denn wir verstanden uns wirklich gut und Erik hatte viel Freude beim Spielen mit Kerstin und Spazierengehen mit den Hunden.
Der Abschied am nächsten Morgen fiel dann fast ein bisschen schwer, aber wir waren sicher, dass sich unsere Wege nocheinmal kreuzen würden. Unser gemeinsames nächstes Ziel war jedenfalls der Dorgon See. Nach einem Einkauf in der Provinz-Hauptstadt Chowd kamen wir dort auch zwei Tage später fast gleichzeitig wieder an. Direkt am Strand des Sees, mit der Mongol Els Düne im Rücken fühlte es sich fast an wie Sommer am Meer und wir beschlossen, gleich zwei Tage zu bleiben. Dafür bekamen wir auch noch zwei atemberaubende Sonnenuntergänge geschenkt!
Danach stand eine größere Etappe an. Unser Ziel war ein See mitten in der Sanddüne Bor Char Els. Der Weg dorthin war völlig einsam und führte wieder einmal auf Holperpiste durch die Steppe. Leider mussten wir am Ende feststellen, dass wir den See von der von uns gewählten Seite gar nicht erreichen konnten. Das war schade, die Mühe aber dennoch wert, denn an unserem Übernachtungsplatz an der Düne bot sich schließlich ein unglaubliches Schauspiel. Als wir ankamen, segelten über uns duzende von Greifvögeln (vielleicht Falken oder Bussarde?) im Wind. So viele, so große Vögel auf einem Haufen, toll! Und am nächsten Morgen, als wir nur wenige Kilometer weiter gefahren waren, kam es noch besser. Mitten in der Wiese, nur etwa 50 Meter von uns entfernt, saßen mehrere riiieesige Geier am Boden. Das war ein so imposanter Anblick, dass mir grad der Mund offen stehen blieb!
Da uns der eine See verwehrt geblieben war, steuerten wir gleich den nächsten an. Dieser sollte ebenfalls mitten zwischen Dünen und Bergen liegen und eine abenteuerliche Anfahrt garantieren. Es waren zwar deutliche Wege im Gelände zu sehen, aber man kam sich trotzdem vor, als würde man die Gegend neu erkunden. Auch Menschen waren kaum zu sehen, außer dann und wann ein paar Nomaden. Deren Pferde, Yaks, Rinder und Schafe aber begleiteten uns treu. Außerdem sahen wir einige Erdhörchen und Murmeltiere über die Wiesen flitzen. Zudem führte uns der Weg auf bis zu 2750 m Höhe und ließ nur eine
Durchschnittsgeschwindigkeit von kaum über 15 km/h zu. Aber auch mit starkem Wackeln schenkte uns die Landschaft wunderbare Bilder, denn grüne Hügel neben feinem Sand sind ein doch ungewohnter Anblick! Außerdem führte uns der Weg hoch auf dem Berg durch eine Art steinernes Tor. Als wir da um die Ecke Bogen und dies sahen, staunten wir auch nicht schlecht!
Schließlich erreichten wir den See und waren dann erstmal froh um ein paar Stunden, die wir nicht im wild wackelnden LKW saßen. Da das Wetter aber nicht besonders sonnig und warm war, blieben wir nur einen Tag. Danach holperten wir weiter, nochmal mehrere Stunden bis zur Stadt Uliastaj, die wieder Möglichkeit zum Einkaufen bot.
Leider bogen wir dort in eine etwas enge Gasse ab, wo wir an einem Kabel hängen blieben, welches unsere Dachreling herunterriss und eine Solarzelle zerstörte. Das war sehr ärgerlich und bedeutete wieder einen Nachmittag lang reparieren für Wolfi. Allerdings diesmal AUF statt unter dem LKW 😉 Inmitten von Yaks und Pferden, die am selben Bach grasten, wie wir lagerten, mussten wir dann auch noch einen weiteren Tag bleiben, da der Kleber, der die Reling am Dach fixiert, in der trockenen Luft noch nicht getrocknet war. Wenigstens standen wir an einem feinen Platz und als wir am Vormittag einmal aus dem Fenster schauten, entdeckten wir das Mobil von Kerstin und Thorben an der Straße! 😃 Wir freuten uns sehr, tauschten die Neuigkeiten der vergangenen Tage aus und ließen sie dann (bis zum nächsten Mal 😉 weiterziehen.
Am Abend kam dann leider der Regen. Er sollte uns mehrere Tage, bis zum Chuwsgul See begleiten… Zum Glück hatten wir kaum mit Matsch zu kämpfen, wie es diverse Reiseberichte befürchten ließen, aber die Piste und der Regen ließen uns schon genug kämpfen. Das Fazit, als wir nach zwei Tagen ärgster Holperfahrt Mörön erreichten: Auf dem Träger waren zwei Gurte gerissen, die das Motorrad befestigen. Wolfi musste zweimal im Regen alles wieder in Ordnung bringen. Und das Kreuzgelenk in der Kardanwelle war völlig kaputt. 😔 Wolfi baute sie aus und sperrte das Verteilergetriebe, sodass wir wenigstens – halt nur mit 2WD – weiterfahren konnten.
Das ging dann auch auf ziemlich guter Straße bis Chatgal – dem letzten Ort vor dem See. Dort organisierte Wolfi online noch die nötigen Ersatzteile, die uns Oma Waltraud dann auch noch mitbringen darf 😉. Nun wollten wir weiter an den See! Es folgte eine recht gute Piste, mit, aufgrund der Regenfälle, richtig vielen Flussquerungen. Für uns zum Glück kein Problem und fast schon ein Spaß. Zweimal fuhr Wolfi sogar zurück, damit wir die Querung filmen konnten 😂 und einen Toyota Landcruiser zogen wir schließlich noch mit der Winde aus dem Wasser. 😎
Eigentlich hätte das unser „Gutes-Karma-Konto“ auffüllen müssen, doch wenig später folgte der Super GAU. Ohne Übertreiben, waren wir wohl, nach 247 Tagen auf Reisen, an einem Tiefpunkt angekommen. Auf den letzten Kilometern des Tages, durch richtig viele wassergefüllte Schlaglöcher, brach uns am Ende ein zweites Federblatt! 😱 Wie ernst das Problem war, teilte mir Wolfi zwar mit Worten mit, aber als er am Ende richtig leise wurde, war mir klar, dass es ernsthaft in Zweifel stand, ob er die Feder soweit stützen könnte, um wenigstens bis Ulan Bator fahren zu können, um dort in einer Werkstatt eine Reparatur zu bekommen.
Außerdem waren es nur noch zwei Wochen bis Oma Waltraud ankommen sollte, mit deren Reisegruppe wir geplant hatten, zwei Wochen herumzureisen. Gar nicht daran zu denken, wenn unser LKW gerade dann nicht fahrtüchtig wäre, wenn sie extra für uns anreist… 😩
Am nächsten Tag brachen Erik und Wolfi zu einer Motorradausfahrt auf. Als sie zurückkamen, hatten sie einen ordentlichen Holzklotz und viel Optimismus im Gepäck. Mit dem Holzklotz stützte Wolfi die Federblätter ab und war guter Dinge, dass uns dies sicher zur nächsten Werkstatt tragen würde. Somit ließen sich die zwei folgenden Tage am See auch ordentlich genießen. Es war zwar richtig, richtig kalt und an schwimmen nicht im entferntesten zu denken, aber für mehrere weitere Motorradausfahrten schien, das dann doch sonnige Wetter, perfekt zu sein. Jedenfalls erkundeten die Männer die Gegend ausgiebig 😎!
Auf dem Rückweg nach Mörön fuhr Wolfi dann bedeutend vorsichtiger als gewohnt. Dennoch war es eine spannende Fahrt, denn in den vergangenen zwei Tagen war wirklich fast das ganze Wasser, das bei unserer Anreise in Sturzbächen über die Straße geflossen war, aufgetrocknet.
Nach zwei Zwischenstopps bei einem Café in Chatgal und einem Monument an der 50°N 100°E-Marke, erreichten wir am Nachmittag Mörön und merkten, dass abseits vom See der Sommer bereits angekommen war. Wir gingen einkaufen und checkten dann unsere Federn. Die Konstruktion hatte gut gehalten, der Holzklotz war aber leider gesprungen. Wolfi war das zu unsicher und wir gingen auf die Suche nach einer Werkstatt. Erst war nichts zu finden; dann kurvten wir einfach quer durch die Stadt und kamen zu einem Schrottplatz. Dort trafen wir auf einen Mann, der uns zu einer kleinen Werkstatt führte, wo sich alle sofort um unser Problem kümmerten, obwohl es schon 18 Uhr war. Bis 21:30 Uhr wurde noch geschweißt, dann mussten wir aber auf den nächsten Tag vertröstet werden, denn beim Einbau war ein Federblatt erneut gerissen. Bei 32°C ging es am nächsten Morgen weiter. Zu Mittag schienen sie schon fertig zu sein, doch dann brach die Feder noch einmal. Schließlich konstruierte Wolfi zwei Briden mit denen die Blätter so zusammenpresst werden, dass auch nicht viel passieren kann, selbst wenn die Schweißnähte wieder springen sollten. 👍🏻
Gegen Abend waren wir dann wieder fahrtüchtig und verließen die Stadt. Und da Wolfi am Ende die Reparatur für mehr als stabil befand, zweigten wir schnellstmöglich von der Teerstraße ab und machten uns wieder querfeldein auf den Weg nach Süden. Ulan Bator konnte nun doch noch ein paar Tage warten und wir unsere Reise vorläufig ohne Einschränkungen fortsetzen!
Dachten wir zumindest. Denn wenn man glaubt, das Schlimmste überstanden zu haben, hat das Universum doch noch etwas in Petto. Nur 10 Kilometer bevor wir wieder auf die Teerstraße kommen sollten, führte die Piste nach etlichen Bachquerungen (die uns zum Glück keine Probleme machten) durch ein etwas sumpfiges Gebiet. Was mit einem funktionierenden Allrad kein Problem gewesen wäre, entpuppte sich als Katastrophe. Mit den Hinterrädern blieben wir stecken, nichts zu machen. Und… natürlich war es wieder einmal am Ende eines anstrengenden Fahrtages, um 18:20 Uhr. Wolfi probierte natürlich sofort alles Mögliche aus und war sich nicht zu schade im Schlamm zu liegen und sich völlig dreckig zu machen. Aber es nützte nichts. Auch der Versuch ein Auto anzuhalten, war nicht von Erfolg gekrönt. Irgendwann blieben zwei Männer im Landcruiser stehen und packten auch gleich mit an. Leider auch das erfolglos. Wir hätten einen ordentlichen Lastwagen gebraucht und um den zu organisieren, verlangten die unverschämten Mongolen 700€. Als Wolfi ablehnte, wollten sie noch Geld für ihre Hilfe erwirken, aber auch da blieb Wolfi stur. Ist ein Hilfsdienst wirklich zu viel verlangt?
Gegen 22 Uhr, als es schon fast dunkel war, fuhren die zwei „Helfer“ dann davon und wir blieben allein zurück. Erik konnte ich nun endlich schlafenlegen und auch ich versuchte etwas Ruhe zu finden, leider erfolglos. Wie sollte ich auch, wenn Wolfi draußen, in Schlamm und Dunkelheit, weiterhin, unter größter Anstrengung und alleine, versucht, eine Lösung zu finden? Erst gegen halb 5 in der Früh – es begann schon wieder hell zu werden – kam er rein und wir gönnten uns wenigstens zwei Stunden Schlaf. Dann legte Wolfi schon wieder los. Jetzt musste er auch noch Diesel in den anderen Tank umfüllen, da alles aufgrund der Schräglage in den Zweittank geronnen war und so nicht mehr zum Motor kam… Und um 8 Uhr setzte er sich dann mit Erik als Joker aufs Motorrad, um zur Hauptstraße zu fahren und hoffentlich Hilfe zu finden.
Kurz nach 14 Uhr kamen die Beiden mit einem Lastwagen im Schlepptau zurück. Bis sie diese drei Männer mit ihrem LKW aber gefunden hatten, wurden sie mehrfach weitergeschickt bzw Hilfe abgelehnt und es erforderte insgesamt 130 Fahrkilometer (Eriks bisher längste Motorradtour 😉). Aber für umgerechnet etwa 150€ schritten sie fleißig zu Werke und nach zwei Stunden Schufterei zwischen Hitze und Insekten, waren wir schließlich befreit. Danach brauchten wir nochmal zwei Stunden zum Aufräumen, bis wir schließlich nach genau 24 Stunden den Sumpf des Geschehens verließen und uns für die Nacht auf sicheres Terrain stellten. An diesem Abend waren wir auch alle bereits um 20 Uhr im Bett…
Frohen Mutes steuerten wir nun unser nächstes Ziel an. Den Krater des erloschenen Vulkans Chorgo Uul. In einer Regenpause bestritten wir den kurzen Anstieg zum Krater, mussten aber die nahegelegenen Lava-Höhlen auslassen, da die Piste dorthin ein wahres Matschloch war.
Außerdem war es höchste Zeit, uns nach Ulan Bator zu begeben. Inzwischen war wieder eine Feder gebrochen und das Kugellager für den Flansch im Verteilergetriebe, an dem die hintere Kardanwelle angeflanscht ist, hatte auch Spiel. Grund genug also um schnurstracks eine ordentliche Werkstatt aufzusuchen und den Wagen flottzumachen, bis zu Waltrauds Ankunft!
PS: Weil wir immer wieder angesprochen werden, wie die Straßen hier so sind, haben wir ein paar Bilder von Hauptstraßen eingefügt. Da kann man gut und gerne mal 200km so fahren…
4 Antworten zu Auf 240 Pferde(stärke)n durch die Weiten der Mongolei 🇲🇳