Nach mehreren Monaten Fahrt auf Holperpisten hatten sich in der Mongolei ja wirklich die Reparaturen ein bisschen angehäuft. Deshalb steuerten wir in Ulan Bator auch sofort eine Werkstatt an. Über das Allrad LKW Forum hatten wir den Kontakt zu Frank erhalten. Er ist ursprünglich Deutscher und lebt schon seit acht Jahren in der Mongolei. Ein Kollege von ihm – Helge – führt eine Reiseagentur und Werkstatt für seine Fahrzeuge und organisierte für uns die Reparatur der gebrochenen Feder. Eine Volvo-Feder wurde angepasst, abgeflext und eingebaut. Alles wirklich gut, aber diesmal merkte man auch am Preis, dass wir nicht in irgendeiner mongolischen Hinterhofwerkstatt waren… Und obwohl uns sogar pro Nacht, die wir auf dem Hof standen, 10€ verrechnet wurden, wäre es kein Problem gewesen, nach Waltrauds Ankunft dort noch die Kardanwelle für den 4WD selber zu reparieren. Aber Waltraud kam nicht an…
Ihr Flug aus München hatte leider Verspätung und sie verpasste den Anschlussflug in Moskau. Sonntag Früh wollten wir sie in ihrem Hotel begrüßen, trafen jedoch nur die Reisegruppe. Die Reiseleiterin war aber sehr freundlich und informierte uns genau über die weiteren Schritte und Unterkünfte und hielt uns bezüglich Waltrauds Ankunft auf dem Laufenden. Wir gingen dann in Ulan Bator nochmal ordentlich einkaufen und besuchten die „Tumen Ekh Cultural Show“. Normalerweise interessiert uns solch „Touristenkram“ nicht besonders, aber die Show war recht kurzweilig und hat uns mit Tanz, traditioneller Musik mit der Pferdekopfgeige und dem Kehlkopfgesang, der klingt wie ein menschliches Digeridoo, sehr gut gefallen. Sogar Erik war die ganze Stunde lang aufmerksam und absolut brav – das will was heißen…
Dann verließen wir die Hauptstadt und fuhren am nächsten Tag zum Camp von Waltrauds Reisegruppe. Abends um 19 Uhr konnten wir sie endlich in Empfang nehmen, das Gepäck mit unseren Ersatzteilen aber leider nicht. 😔 Das hatte den Umweg über Peking nicht geschafft…
Derweil hatten wir aber noch ein anderes Projekt, das Wolfis Geschicklichkeit erforderte. Leider konnten wir in der Mongolei unsere Gasflaschen nicht auffüllen lassen. Kein Adapter passte und allmählich wurden unsere Flaschen leer. Selbstgebackenes Brot, Gekochtes Essen und Eriks Grießbrei zum Frühstück waren ernsthaft gefährdet. Und… wir hatten die brenzlige Lage erst erkannt, als wir schon 200 km aus Ulan Bator rausgefahren waren… 😏
Aber… es ist ja nichts Neues, dass Wolfi zum Held des Tages avanciert – er bastelte eine Lösung. Im Shop an der Gas-Tankstelle in Charchorin (Karakorum) kauften wir eine mongolische Gasflasche, Schlauch und Anschlüsse und Wolfi baute alles so zusammen, dass wir aus der mongolischen Flasche unsere befüllen konnten und somit an jeder Tankstelle nachtanken. 🤓
Und am Ende fügte sich dann doch noch alles zum Guten, denn am Abend dieses Tages kam Waltrauds Koffer an. Es war wie Geschenke auspacken an Weihnachten! 😂 Endlich waren unsere Ersatzteile da und sofort am nächsten Morgen wurde der 4WD eingebaut! Dann besichtigten wir noch das Kloster Erdene Zuu, ebenso das „Great Mongolian Monument“ und schauten uns eine der Steinernen Schildkröten an, die an allen vier Himmelsrichtungen das alte Karakorum beschützt hatten. Nachdem wir schließlich nochmal Wasser, Gas und Diesel getankt hatten, fuhren wir ins Orchon Tal.
Es war ein wenig sumpfig, zum Glück aber für uns nie ein Problem, und die Landschaft direkt am Fluss sehr schön. Dort verbrachten wir dann auch eine Nacht, ehe wir am nächsten Tag in einem Gewaltritt zum Kloster Ongi fuhren. Wir waren ja mittlerweile quasi mit der Reisegruppe unterwegs und obwohl wir natürlich tagsüber völlig frei und alleine blieben, hatten wir als Tagesziel immer das Jurten-Camp in dem Waltraud übernachtete. Das hieß dann schonmal einen ganzen Tag stundenlang durch Steppenlandschaft mit ärgster Piste zu holpern. Wenn allerdings Erik den ganzen Tag nach Oma fragt und mit der Aussicht auf Oma-Zeit beim Fahren motiviert werden kann, ist es gleich halb so schlimm. Und wenn er dann am Abend wirklich zu Oma darf und wir völlig abgemeldet sind, sind sowieso alle glücklich 😃!
Die weitere Fahrt brachte uns dann immer näher Richtung Wüste Gobi. Mal fuhren wir auf recht passabler Piste, mal über ärgste Holperstraße und dann wieder einfach querfeldein, weil es dort einfach am besten ging. Dennoch blieben wir leider nicht vor dem nächsten Gebrechen verschont. Irgendwann war wieder ein Federblatt gebrochen… Eines der alten Feder; die neue hielt super. So nahmen wir gleich Kontakt mit Helge in Ulan Bator auf und hofften einfach, dass sie bis dahin durchhalten würde!
Derweil ging die Reise weiter. Wir besuchten die Flaming Cliffs (Felsformationen aus rotem Sandstein) und die Große Sanddüne Chongorin Els in der Wüste Gobi. Des Abends bestiegen wir diese dann auch. Das war vielleicht ein Gewaltmarsch! Steil ohne Ende und im Sand, der einem bei jedem Meter wieder einen halben rückwärts rutschen ließ, eine riesige Anstrengung. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so außer Atem war… Und Wolfi hat, ganz nebenbei, auch noch unseren kleinen Mann den Großteil der 200 Höhenmeter auf den Schultern getragen! 😟 Am nächsten Tag hatten wir Pause. Die Reisegruppe ging vormittags Kamelreiten und nahm Erik mit und am Nachmittag spielte er dann mit Oma im Camp. Wolfi baute derweil unsere Dieselleitung um und ich hatte ganz viel Zeit. Allerdings hat es fast den ganzen Tag geregnet – in der Wüste Gobi…
Das nächste Ziel war die sogenannte Geierschlucht. Dort machten wir mit Oma und der Reisegruppe eine nette kleine Wanderung, aber ihrem Namen wurde die Schlucht nur mittelgut gerecht. Es kreisten zwar ein paar Geier über uns, aber entgegen dem, was wir zuvor im Norden schon aus nächster Nähe gesehen hatten, fast enttäuschend. Dafür sahen wir Pfeifhasen, die aussahen wie große Hamster, und… Edelweiß!
Wir hatten danach eigentlich geplant, von der Reisegruppe Abschied zu nehmen und für das Naadam Fest noch länger im Süden zu bleiben. Dann stellte sich aber heraus, dass das Fest nicht in allen Landesteilen zur gleichen Zeit stattfindet und es im Süden schon vorbei war. So eine Enttäuschung. ☹️ Jedoch konnten wir so noch zwei Tage länger mit Oma reisen und dank der Reiseleiterin dann die Eröffnungsfeier mit der Gruppe im Stadion in Ulan Bator miterleben.
Auf dem Weg zurück in die Hauptstadt freundeten wir uns schon mit einer geteerten Straße an, ehe wir nochmal 50 km in ein Tal holperten, wo es wieder besondere Felsformationen zu sehen gab. Da merkten wir deutlich, dass wir der Holperstraßen nun endgültig müde wurden. Wir freuten uns immer mehr auf Russland und hoffentlich bessere Straßenverhältnisse.
Zuvor fuhren wir zum zweiten Mal in die mongolische Hauptstadt um Naadam zu feiern. Leider war die Eröffnungsfeier ein Drama. Also die Feier war schon schön und wir hatten auch einen Platz auf der überdachten Tribüne im Schatten, was bei der Hitze schon die halbe Miete war, aber für Erik und somit für uns war es eine Plagerei. Denn die Tribüne war so eng, dass die Schienbeine bei normalem Sitzen an der vorderen Sitzreihe anstanden. An Aufstehen und den Platz Verlassen war nicht zu denken. Schon bei der Ankunft mussten wir über die anderen Sitze klettern um überhaupt unsere Plätze zu erreichen. Jedenfalls wälzte Erik sich 90 Minuten auf unseren Schenkeln hin und her und war die ganze Zeit am Jammern. Oma hatte ihren Platz leider auch noch gefühlte Meilen weit entfernt… Erst nach der Show konnten wir raus. Dort war es leider noch viel heißer, denn kaum Schatten vorhanden, aber Erik bekam ein Eis und durfte in der Hüpfburg spielen und da war die Welt wieder in Ordnung.
Den letzten Abend mit Oma verbrachten wir dann noch in der Innenstadt und landeten zum Abendessen schließlich bei Grillplatte und Cocktails im Irish Pub. Eriks erster Pub-Besuch hat allen gut gefallen. 😂
Nach diesem Hauptstadtaufenthalt zog es uns schnellstmöglich aus der Stadt. Wegen der Feiertage mussten wir vier Tage warten, ehe wir in die Werkstatt konnten und beschlossen, diese bei einem „Kurzurlaub“ am Fluss Tuul im Nationalpark zu verbringen.
Auf dem Weg schauten wir noch beim 30m hohen Dschingis Khan – dem größten Reiterstandbild der Welt aus 250 Tonnen Edelstahl – vorbei, verzichteten aber darauf mit dem Lift auf den Pferdekopf zu fahren, da der Eintrittspreis mit 10€ pro Person für mongolische Verhältnisse aus unserer Sicht eine Frechheit war und zudem dreimal so teuer wie für Einheimische… Es reichten uns aber auch ein paar Bilder vom Boden aus und dann waren wir eh reif für den Nationalpark und begaben uns ins Grüne.
Direkt am Fluss verbrachten wir drei wunderbare Sommertage! Müßiggang war angesagt und ein paar Wartungs- und Reinigungsarbeiten wurden erledigt. Auch einen kleinen Ausflug mit dem Motorrad machten wir. Der „Turtle-Rock“ – ein Felsen aus der Kreidezeit und eine der Hauptattraktionen im Nationalpark – wollte besichtigt werden. Jedenfalls konnte Erik den ganzen Tag draußen spielen und baden und dank des tollen Wetters durchgehend nackedei herumlaufen. Dies bescherte uns sogar erste Erfolge beim Töpfchen-benutzen. 😉
Schließlich fuhren wir also zum dritten Mal nach Ulan Bator und verbrachten noch einen Tag in der Werkstatt um die neue Feder zu montieren. Gleich am nächsten Tag aber, fuhren wir direkt zur Grenze. Obwohl auch diese Straße größtenteils die Bezeichnung nicht verdiente, rissen wir alles an einem Tag ab. Es trieb uns einfach weiter, wir hatten das Holpern nur noch satt!
Nachmittags um 17 Uhr erreichten wir die Grenze und unglaublich schnelle drei Stunden später stellten wir uns auf russischer Seite auf den Parkplatz und verbrachten dort die Nacht.
Nun ging es direkt weiter an den Baikalsee, wo wir ein paar entspannte Tage verbringen wollen, ehe wir vom östlichsten Punkt unserer Reise deutlich nach Westen und somit Richtung Heimat abbiegen… 😉