Obwohl auf beiden Seiten der Russisch-Georgischen Grenze endlose LKW-Schlangen waren, gestaltete sich unser Grenzübertritt erfrischend flott. Da wir nämlich ein Personenkraftwagen sind, dürfen wir uns jeweils in der Auto-Reihe anstellen. 🙂 Als wir Georgien erreichten, war es aber schon Abend und wir blieben kurz hinter dem Posten für die Nacht stehen. So konnten wir die bekannte Heeresstraße am nächsten Tag in aller Ruhe entlangfahren und, für ein paar schöne Ausblicke in die Schlucht, auch stehenbleiben. Und obwohl die Landschaft uns schon sehr schnell ein „wie daheim“-Gefühl bescherte, wurde es noch stärker, als uns beim Ort Stepantsminda ein echter gelber Landbus mit originaler Beschriftung entgegenkam. Tja, die Fahrzeugverwertung zieht sich auch hier durch… Wir besichtigten dann die Mosaikwand am Kreuzpass, fuhren durch den Skiort Gudauri und erreichten wenig später auch schon Tiflis. Dort zog es uns hin, denn das Wochenende stand vor der Tür und wir wollten unbedingt noch in die IVECO Werkstatt um abzuklären, ob die Reparatur unseres Getriebes möglich und die nötigen Ersatzteile in entsprechendem Zeitraum bestellbar wären. Außerdem galt es, so schnell wie möglich eine neue SIM-Karte zu besorgen und ein bisschen einkaufen zu gehen. Als wir das alles erledigt hatten, war es auch schon wieder Abend und wir fuhren zu unserem Nachtplatz am nahe der Stadt gelegenen Tiflis-See. Von dort aus starteten wir am nächsten Tag unser kleines Sightseeing-Programm in der Hauptstadt. Zuerst ging es zum Monument „Georgian History“ und dann in die Altstadt. Wir schlenderten durch die Gassen, fuhren mit der Seilbahn auf den Hügel zur Statue „Mutter Georgien“ und rasteten am Ende im Rike-Park mit Kinderspielplatz. Leider war es unendlich heiß und im Park kein Bänkchen im Schatten zu finden, was uns dazu bewog, bald das Weite zu suchen, zurück an den Tiflis-See zu fahren und dort ein erfrischendes Bad zu nehmen!
Am nächsten Tag war es dann Zeit, unsere erste Runde durch das Land zu starten. Wir brachen auf nach Westen. Mit kleinen Abstechern zu zwei Kirchen und durch Stalins Geburtsstadt Gori fuhren wir schließlich zur Höhlenstadt Uplistsikhe. Das war zwar nicht ganz so beeindruckend, wie das, was wir vor einigen Monaten schon in Kappadokien gesehen hatten, aber sehenswert allemal und Erik hatte großen Spaß beim Kraxeln auf den Felsen.
Weiter ging es in die ehemalige Bergwerksstadt Chiatura. Dort erwarteten wir, lauter alte, rostige Seilbahngondeln vorzufinden, die die Wohnsiedlungen auf den verschiedenen Talseiten verbinden und gratis zu benützen sind. Leider sahen wir nur noch wenige dieser Gondeln, die zudem alle stillstanden. Aber ein eigenwilliger Anblick war es dennoch!
Ganz anders als in der Stadt Kutaisi, die wir später am Tag erreichten. Hier herrschte so etwas wie Flair. Gut und gern hätte man irgendwo in Italien sein können. Wir fanden einen Parkplatz direkt vor einem Frisörsalon und Wolfi nutzte die Gelegenheit seine Haarpracht loszuwerden, ehe wir ein bisschen durch die Stadt spazierten. Hier gab es dann auch eine kleine Seilbahn, die auf den Hügel mit einem kleinen Vergnügungspark fuhr. Somit kam Erik voll auf seine Kosten. Er liebt ja Seilbahnfahren und oben durfte er dann auch noch zweimal Karussell fahren! Leider war das nicht genug, denn als wir nach unserem Obst- und Gemüse Einkauf auf dem Markt noch im Restaurant essen gingen, war es alles andere als entspannt. Erik hatte Flöhe im Hintern und wir das dringende Bedürfnis, ihn so schnell wie möglich ins Bett zu bringen…
Am nächsten Morgen fuhren wir an der Stadtausfahrt noch am ehemaligen Parlamentsgebäude vorbei. Ein besonderes Bauwerk mit einst schön angelegtem Park rundherum. Aus welchen Gründen auch immer, steht es heute leider leer und die Natur holt sich im Außenbereich deutlich ihr Revier zurück. Sehr schade, wie wir fanden.
Und dann ging es ans Meer! 😎Hatte es am Morgen in Kutaisi noch heftigen Wind, beruhigte sich das Wetter zunehmend und das Schwarze Meer empfing uns mit bestem Badewetter! Weil wir Glückspilze sind, fanden wir auch einen öffentlichen Strand, wo wir direkt im Sand parken und uns für ein paar Tage einrichten konnten. So waren es am Ende drei Sommertage, die schöner nicht sein hätten können! Es fühlte sich wieder an wie Urlaub! Und dass wir Eriks Geburtstag am Meer feiern konnten, war noch das Sahnehäubchen!
Allerdings hat sich dann auch gezeigt, dass wir wieder in der Zivilisation angekommen sind. Als Wolfi mit Erik eine kleine Motorradausfahrt machte, wurde er tatsächlich angehalten. Der Grund war zwar das Überfahren einer Sperrlinie, aber er wurde auch ermahnt, weil das Fahren mit Kind in Georgien (natürlich 🙄) nicht erlaubt ist. Den Strafzettel gab es aber nochmal aus einem anderen Grund. Denn wir hatten darauf verzichtet, bei der Einreise auch für das Motorrad eine Versicherung abzuschließen, und das kostete nun 100 Lari (etwa 30€). Die man allerdings nicht an Ort und Stelle begleichen konnte, sondern auf der Bank einzahlen musste…
Das erledigten wir dann ein paar Tage später in Batumi – eine richtige Ferienstadt, aber sehr schön! Mit Promenade am Meer, die überall Zugänge an den Kiesstrand zum Baden hat. Wir machten auch in diesem schönen Städtchen mit mediterranem Flair einen Sightseeing-Spaziergang in der Hitze und begaben uns danach am Nachmittag an den Strand. Gegen Abend flanierten wir dann noch ein bisschen durch die Gassen der Altstadt und fühlten uns wieder wie im Urlaub!
Ich weiß schon, wir sind seit fast einem Jahr quasi auf Dauerurlaub… Aber ein paar solche Tage am Meer sind schon noch einmal etwas anderes…
Dennoch kehrten wir dem Schwarzen Meer dann erstmal den Rücken und verließen Batumi um ins bergige Hinterland zu fahren. Entlang eines Flusses, den noch ein paar alte Bogenbrücken überspannten, zeigte sich die Landschaft hier nun endgültig wie zuhause. Es war, wie wenn wir auf die Alp fahren würden. Mit dem kleinen Unterschied, dass jede Forststraße zuhause, die reinste Autobahn ist, im Vergleich zu der Holperpiste, die wir über den Goderdzi Pass überwinden mussten. Zum Glück waren die Straßen aber bald wieder besser und wir erreichten ohne Probleme den Kurort Borjomi. Dort sprudeln unzählige Heilquellen aus dem Berg, das viele Menschen trinken oder ihre Wehwehchen damit behandeln lassen. Wir probierten natürlich auch von dem Mineralwasser, hatten aber schnell genug davon. Es hatte zwar Kohlensäure, schmeckte aber nach (faulen) Eiern und Eisen… 🥴Da war uns ein Spaziergang im Kurpark schon lieber, wo auch Erik einen tollen Spielplatz genießen konnte.
Unser nächster Stop war zum zweiten Mal Tiflis. Wir hatten uns nämlich unsere Wahlkarten in die Botschaft nach Georgien schicken lassen und schritten schon fast zwei Wochen vor dem Termin zur Wahl. Da man in der Botschaft aber sonntags leider nicht wählen kann 😉, verbrachten wir noch einen Tag am Tiflis-See. Das Wetter war zwar etwas bewölkt, aber dafür bot sich ein anderes Schauspiel. Wir wurden Zeuge einer Erwachsenentaufe. Keine Ahnung, welcher christlichen Gruppierung die Leute genau angehörten, aber es wirkte schon ein bisschen eigenartig. Vor allem, weil der Wasserspeicher der Hauptstadt vielleicht nicht gerade Weihwasser enthält…
Nun denn, wir fahren jetzt mal weiter nach Armenien und kommen danach,
hoffentlich zur LKW-Reparatur, ein drittes Mal nach Tiflis.
PS: Das Jahres-Abo für unseren GPS Spot läuft am 4. Oktober aus. Ab dann wird unsere Route nicht mehr automatisch aufgezeichnet und auf den blog übertragen. Unseren letzten Reisemonat könnt ihr also leider nicht mehr live mitverfolgen… Wir werden aber so oft wie möglich die Route nachführen und lassen es euch rechtzeitig wissen, wenn wir bei euch vorbeifahren bzw. zuhause ankommen! 😉
3 Antworten zu Wir verlängern den Sommer – Badeferien in Georgien ☀️